Donnerstag, 30. Oktober 2008

Virrpanna

Als wir letzte Woche auf der Arbeit kein Internet hatten, da habe ich abends manchmal am Rechner gesessen, um wenigstens die allernotwendigsten Dinge auf unserer Online-Datenbank zu machen. Die Möwe saß mir im Sessel schräg gegenüber, mit einem Hörbuch auf den Ohren - und versuchte mich immer mal wieder abzulenken. Was heißt eigentlich ablenken auf Schwedisch, fragte ich mich nach einer Weile. Und dann hab ich es nachgeschlagen. Es ist ein merkwürdiges Wort, weil es wie ein Fremdwort klingt: distrahera. Außer ablenken heißt es auch noch zerstreuen. Das passende Substantiv dazu ist distraktion - und es bedeutet Zerstreutheit, Geistesabwesenheit. Dazu gibt es das etwas merkwürdig klingende Adjektiv disträ.

Na ja, und von dort ist es dann nicht mehr weit bis zum zerstreuten Professor. Der klingt dann allerdings gar nicht mehr wie ein Fremdwort, sondern einfach und lustig: virrpanna.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Örngott

Es gibt etwas, das ich sehr verabscheue: Bügeln. Noch mehr als alle andere Hausarbeit. Und doch mache ich seit einiger Zeit eine einzige Ausnahme. Ich bügle gerne örngott. Das sind schwedische Kopfkissenbezüge. Kopfkissen sind in Schweden oft kleiner: 50 x 60 ist mein drottningkudde, also mein Königinkissen, welches mir die Möwe kaufte, als sich herausstellte, dass es auf längere Sicht wohl eine Zumutung wäre mit einem Sofakissen...

Örngott also. Das ist ein merkwürdiges Wort. Es steckt örn drin, das ist eigentlich der Adler. Aber in der Wikipedia lese ich, dass es etwas ist, worauf man seine Ohren packt: öronen heißen die. Örngott = gut für die Ohren? So ungefähr! ;-) Warum ich gerne örngott bügle? Nun, sie sind nicht so groß, oft hübsch anzusehen, bestickt oder so - und es fühlt sich gut an, seine Ohren auf ein frischgebügeltes örngott zu packen. Denn in Deutschland bügele ich natürlich keine Bettwäsche.

Mein drottningkudde mit dem örngott,
hier nicht mehr frisch gebügelt...

Montag, 13. Oktober 2008

Flakmoppe

Auf den Inseln in Göteborgs südlichem Schärengarten sind Autos nicht erlaubt. Das bedeutet nun allerdings nicht, dass dort absolute Ruhe herrscht. Manchmal ist es das glatte Gegenteil! Das liegt daran, dass man sich auf den Inseln mit allerlei anderen Gefährten fortbewegt. Am häufigsten ist das sogenannte flakmoppe - ein Moped mit einer kleinen Ladefläche (flak) vorne dran. Eigentlich heißt es auch flakmoped, aber das sagt keiner. Und diese Dinger machen oft einen ziemlichen Krach. Aber lustig sind sie auch!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Marschaller

Als wir gestern von unserer Poesiewanderung heimkehrten, flackerte vor dem Eingang in unseren Hof ein kleines Feuer. Wasistdenndas?, fragte ich die Möwe. "Diese Lichter nennt man marschaller", bekam ich zur Antwort. "Man zündet sie an, um die Leute auf irgendwas aufmerksam zu machen. Hier in unserem Haus ist wahrscheinlich irgendwo ein Fest. Manchmal sind es richtige Alleen von diesen Lichtern..."


Lichter, die man auf die Straße stellt. Was es nicht alles gibt... Aber weiß vielleicht einer, wo diese merkwürdige Bezeichnung herkommt?

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Lattemammor

Was man sich in Deutschland viel mehr wünscht, ist in Schweden manchmal ein kleines bisschen eine Landplage: Stolze Mütter mit Kinderwagen. In der Stadt gehören ihnen die Bürgersteige - oft in ihrer ganzen Breite - und in der Straßenbahn rücken alle zusammen, damit sie Platz finden.

Lustig wird es manchmal auch im Café. Da treffen sich die Lattemammor, um - natürlich - Caffé Latte zu trinken und um zu schwatzen. An Kinderwagen, Hochstühlen und herumkrauchenden Blondköpfen ist dann kein Mangel. Ja, freilich mag ich sie, obwohl sie natürlich manchmal ein kleines bisschen eine Landplage sind...

Sonntag, 5. Oktober 2008

Att ha fjärilar i magen

Kati hat mir ein Buch von Jostein Gaarder geborgt. Hin und wieder tauche ich gern in seine Phantasiewelten ein, gespickt mit Welträtseln, Nachdenklichem und Philosophischem... Dort stoße ich auf den Ausdruck: Schmetterlinge im Bauch haben. Ein Junge geht zu einem abseits liegenden Haus, in dem ein etwas verschrobener Bäcker, ehemals Seefahrer, wohnt - und er hat Schmetterlinge im Bauch, während er dorthin wandert. So ist es übersetzt. Aber dann ist es eigentlich nicht richtig übersetzt, denn sowohl im Norwegischen als auch im Schwedischen bedeutet Schmetterlinge im Bauch zu haben - att har fjärilar i magen - dass man nervös ist, aufgeregt, man hat Bauchkribbeln. Bei uns bedeutet es ja etwas anderes: Man ist verliebt, ganz einfach! Schon ziemlich am Anfang meiner Möwenzeit war ich über diesen Unterschied gestolpert. Wir hatten beide Schmetterlinge im Bauch. Er seine und ich meine. Ganz ähnliche und doch nicht dieselben.