Freitag, 19. Dezember 2008

Bock

Jetzt in der Weihnachtszeit, ist ein bock natürlich meistens ein julbock. Aber ich wollte wissen, welches Zeichen man macht, wenn man etwas abhakt. (In der Vorweihnachtszeit gibt es jede Menge Dinge, die man abhaken muss...) Und dieses Zeichen nennt man in Schweden auch bock. Das zugehörige Verb ist dann bocka av = anmerken, ankreuzen, abhaken.

Nun hat es mit diesem bock aber noch eine sehr merkwürdige Bewandnis, die äußerst gewöhnungbedürfig ist, finde ich. In der Schule nämlich kennzeichnet man mit einem bock am Rand einer Arbeit einen Fehler. Und zwar mit einem roten Stift:

Das ist nicht richtig, sondern falsch!

Montag, 1. Dezember 2008

Reuters rutor

Weil die schwedischsprachige Bevölkerung in Finnland eine Minderheit ist, gibt man sich dort wahrscheinlich besondere Mühe mit der Sprachpflege. Freilich hat auch Schweden seinen Språkrådet, eine Radiosendung, eine Zeitschrift und sicher vieles mehr, aber irgendwie lande ich doch immer wieder auf finnlandschwedischen Seiten, wenn ich der Bedeutung und Anwendung gewisser Wörter auf der Spur bin. Heute war es vare sig bzw. varken. Wann benutzt man was? Und da bin ich dann hier hängengeblieben: Reuters rutor. Lehrreich und sehr nett geschrieben. Herr Reuter, ich werde wiederkommen! :-)

Donnerstag, 13. November 2008

omhändetagen

Das ist im Moment eines meiner schwedischen Lieblingswörter. Also, nicht dass ich es laufend anwende. Neee, überhaupt nicht. Und ich glaube, so richtig gibt es keine Entsprechung auf Deutsch dafür. Jedenfalls nicht in einem einzigen Wort. Ta hand om bedeutet sich kümmern, für jemanden sorgen, auf jemanden achten. Das ist etwas aktives. Und jemand, der omhändetagen ist, um den wird sich gekümmert, jemand sorgt für den, jemand achtet auch den. Das ist dann etwas passives. Also mir fällt kein alleinstehendes Wort auf Deutsch dafür ein. Immer wieder begegnen mir auf Schwedisch einfache Wörter, wo man auf Deutsch viel mehr sagen muss. Aber das ist umgekehrt wahrscheinlich auch so...

Nachdem mir FruDecibel heute diese Zeitschrift empfahl, habe ich
auf der Liste der Lieblingswörter gleich mein Wort mit eingereicht.

Samstag, 8. November 2008

Flyttlass (med mera...)

Die Lehrerin in meinem TISUS-Kurs fragte mich neulich: Vad säger familjen om att ditt flyttlass går till Sverige? Ich verstand, dass sie wissen wollte, wie meine Familie zu meinem Umzugsprojekt stehe, denn das Verb flytta bedeutet ja umziehen. Das Wort flyttlass musste ich jedoch erstmal nachschlagen. Es bedeutet Umzugsfuhre oder Möbelwagen.


Das Wort lass selbst heißt: Bürde, Fuhre, Ladung und ist auch Synonym für viel, haufenweise, in großer Menge. Han åt stora lass med potatis. - Er aß haufenweise Kartoffeln. Und wenn jemand einen großen Job macht, also mehr als die anderen, dann sagt man zum Beispiel: Hon drar det tyngsta lasset i familjen. - Sie trägt die Hauptlast in der Familie.

Aber beim Rumblättern in meinem dicken Wörterbuch - ich habe mir jetzt ein schwedisch-schwedisches zugelegt, fand ich noch andere interessante Zusammensetzungen mit flytt:
flyttbil = Umzugswagen, Möbelwagen
flyttblock = Findling
flyttfirma = Umzugsfirma, Möbelspedition
flyttfågel = Zugvogel
flyttgröt = Essen, das man zu einem mitnimmt, der gerade umgezogen ist
flyttkarl = Möbelpacker, Umzugshelfer
flyttkort = Karte mit der neuen Adresse, die man verschickt

Und für avancierte Leser hätten wir da noch flyttlasspolitik und flyttkedja. Aber diese Vokabeln sind nicht mit zwei, drei Worten zu erklären...

Hier ist einer, der behauptet, dass etliche Findlinge
von unseren Vorfahren herumgeschleppt wurden,
um geometrische Muster zu bilden...

Donnerstag, 6. November 2008

Granskning och revision

Heute wird unsere Firma mal wieder auditiert. Audit ist ein Wort, das es früher in meinem Wortschatz nicht gab. Audio wohl, aber nicht Audit und Auditor. Wenn man auf Schwedisch etwas genauer unter die Lupe nimmt, dann heißt es granskning. Das ist das Wort für alle möglichen Untersuchungen und Inspektionen. Revision gibt es auch noch, aber das bezieht sich dann mehr auf Zahlen, die Buchführung bzw. den Umgang mit (öffentlichen) Mitteln.

Dieser Button heißt in der deutschen Wikipedia: "Zeige Vorschau"

Wikipedias eigenes QM-System

Dienstag, 4. November 2008

Halt!

Es gibt im Schwedischen haufenweise falsche Freunde, also Wörter, die wie etwas Wohlbekanntes klingen und dann doch etwas ganz anderes bedeuten. (Hier gibt es eine recht umfangreiche Liste, in der auch die skandinavischen Sprachen vertreten sind.) Wenn ich mich jetzt morgens anpelle, um zur Arbeit zu radeln, dann steht die Möwe neben mir und sagt jeden Tag ungefähr das gleiche Sprüchlein auf. "Fahr bloß vorsichtig! Das nasse Laub ist gefährlich glatt!" Glatt heißt in diesem Fall halt, allerdings mit einem langen A. Und wenn's dann doch passiert und man rutscht aus, so heißt das Verb halka.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Virrpanna

Als wir letzte Woche auf der Arbeit kein Internet hatten, da habe ich abends manchmal am Rechner gesessen, um wenigstens die allernotwendigsten Dinge auf unserer Online-Datenbank zu machen. Die Möwe saß mir im Sessel schräg gegenüber, mit einem Hörbuch auf den Ohren - und versuchte mich immer mal wieder abzulenken. Was heißt eigentlich ablenken auf Schwedisch, fragte ich mich nach einer Weile. Und dann hab ich es nachgeschlagen. Es ist ein merkwürdiges Wort, weil es wie ein Fremdwort klingt: distrahera. Außer ablenken heißt es auch noch zerstreuen. Das passende Substantiv dazu ist distraktion - und es bedeutet Zerstreutheit, Geistesabwesenheit. Dazu gibt es das etwas merkwürdig klingende Adjektiv disträ.

Na ja, und von dort ist es dann nicht mehr weit bis zum zerstreuten Professor. Der klingt dann allerdings gar nicht mehr wie ein Fremdwort, sondern einfach und lustig: virrpanna.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Örngott

Es gibt etwas, das ich sehr verabscheue: Bügeln. Noch mehr als alle andere Hausarbeit. Und doch mache ich seit einiger Zeit eine einzige Ausnahme. Ich bügle gerne örngott. Das sind schwedische Kopfkissenbezüge. Kopfkissen sind in Schweden oft kleiner: 50 x 60 ist mein drottningkudde, also mein Königinkissen, welches mir die Möwe kaufte, als sich herausstellte, dass es auf längere Sicht wohl eine Zumutung wäre mit einem Sofakissen...

Örngott also. Das ist ein merkwürdiges Wort. Es steckt örn drin, das ist eigentlich der Adler. Aber in der Wikipedia lese ich, dass es etwas ist, worauf man seine Ohren packt: öronen heißen die. Örngott = gut für die Ohren? So ungefähr! ;-) Warum ich gerne örngott bügle? Nun, sie sind nicht so groß, oft hübsch anzusehen, bestickt oder so - und es fühlt sich gut an, seine Ohren auf ein frischgebügeltes örngott zu packen. Denn in Deutschland bügele ich natürlich keine Bettwäsche.

Mein drottningkudde mit dem örngott,
hier nicht mehr frisch gebügelt...

Montag, 13. Oktober 2008

Flakmoppe

Auf den Inseln in Göteborgs südlichem Schärengarten sind Autos nicht erlaubt. Das bedeutet nun allerdings nicht, dass dort absolute Ruhe herrscht. Manchmal ist es das glatte Gegenteil! Das liegt daran, dass man sich auf den Inseln mit allerlei anderen Gefährten fortbewegt. Am häufigsten ist das sogenannte flakmoppe - ein Moped mit einer kleinen Ladefläche (flak) vorne dran. Eigentlich heißt es auch flakmoped, aber das sagt keiner. Und diese Dinger machen oft einen ziemlichen Krach. Aber lustig sind sie auch!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Marschaller

Als wir gestern von unserer Poesiewanderung heimkehrten, flackerte vor dem Eingang in unseren Hof ein kleines Feuer. Wasistdenndas?, fragte ich die Möwe. "Diese Lichter nennt man marschaller", bekam ich zur Antwort. "Man zündet sie an, um die Leute auf irgendwas aufmerksam zu machen. Hier in unserem Haus ist wahrscheinlich irgendwo ein Fest. Manchmal sind es richtige Alleen von diesen Lichtern..."


Lichter, die man auf die Straße stellt. Was es nicht alles gibt... Aber weiß vielleicht einer, wo diese merkwürdige Bezeichnung herkommt?

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Lattemammor

Was man sich in Deutschland viel mehr wünscht, ist in Schweden manchmal ein kleines bisschen eine Landplage: Stolze Mütter mit Kinderwagen. In der Stadt gehören ihnen die Bürgersteige - oft in ihrer ganzen Breite - und in der Straßenbahn rücken alle zusammen, damit sie Platz finden.

Lustig wird es manchmal auch im Café. Da treffen sich die Lattemammor, um - natürlich - Caffé Latte zu trinken und um zu schwatzen. An Kinderwagen, Hochstühlen und herumkrauchenden Blondköpfen ist dann kein Mangel. Ja, freilich mag ich sie, obwohl sie natürlich manchmal ein kleines bisschen eine Landplage sind...

Sonntag, 5. Oktober 2008

Att ha fjärilar i magen

Kati hat mir ein Buch von Jostein Gaarder geborgt. Hin und wieder tauche ich gern in seine Phantasiewelten ein, gespickt mit Welträtseln, Nachdenklichem und Philosophischem... Dort stoße ich auf den Ausdruck: Schmetterlinge im Bauch haben. Ein Junge geht zu einem abseits liegenden Haus, in dem ein etwas verschrobener Bäcker, ehemals Seefahrer, wohnt - und er hat Schmetterlinge im Bauch, während er dorthin wandert. So ist es übersetzt. Aber dann ist es eigentlich nicht richtig übersetzt, denn sowohl im Norwegischen als auch im Schwedischen bedeutet Schmetterlinge im Bauch zu haben - att har fjärilar i magen - dass man nervös ist, aufgeregt, man hat Bauchkribbeln. Bei uns bedeutet es ja etwas anderes: Man ist verliebt, ganz einfach! Schon ziemlich am Anfang meiner Möwenzeit war ich über diesen Unterschied gestolpert. Wir hatten beide Schmetterlinge im Bauch. Er seine und ich meine. Ganz ähnliche und doch nicht dieselben.

Samstag, 27. September 2008

Maskrosbarn

Maskrosbarn heißt wörtlich übersetzt Löwenzahnkinder. Aber was soll das bedeuten? Ein Synonym ist asfaltblomma, also Asphaltblume. Und da kommen wir der Bedeutung schon näher. Der Löwenzahn wächst ja überall, er kommt mit den widrigsten Bedingungen zurecht. Und Löwenzahnkinder tun das auch: Sie wachsen unter schwierigen Umständen auf - ihre Eltern sind von Alkohol bzw. Drogen abhängig oder sie sind psychisch krank - aber die Löwenzahnkinder geraten nicht auf die schiefe Bahn, sondern sie werden trotzdem was im Leben. Oft ist es sogar so, dass sie niemals darüber sprechen, was zu Hause los ist, weil sie sich schämen oder Schuldgefühle haben. Sie rufen also auch nicht um Hilfe, sondern versuchen alles irgendwie in den Griff zu kriegen, weil sie ihre Eltern trotz allem liebhaben.

Montag, 22. September 2008

Höstdagjämningen

Da Schweden so ein langes Land ist und im Norden bis weit über den Polarkreis reicht, ist es dort nicht so einfach mit dem Festlegen der Jahreszeiten. Wenn in Ystad schon die Bäume blühen, kann man im nördlichen Lappland noch Skilaufen. Darum gibt es auch keinen einheitlichen Herbstanfang so wie bei uns. Der Tag, an dem bei uns der Herbst anfängt, heißt dort einfach nur höstdagjämning, also der Tag im Herbst, an dem Tag und Nacht gleich lang sind - und nach welchem dann die Tage wieder kürzer sind als die Nächte.

22. September - Wir sagen "Herbstanfang".
Ein Wort, das es auf Schwedisch so nicht gibt.

Ansonsten werden die Jahreszeiten klimatisch beschrieben: Frühling ist, wenn die Temperaturen steigen und im Tagesmittel ernsthaft zwischen 0 und 10 Grad liegen. Gleiche Temperaturen gesteht man dem Herbst zu, dann allerdings fallen sie. Der gefühlte Sommer beginnt, wenn die Tagesmitteltemperatur nachhaltig über die 10-Grad-Marke klettert und Winter sagt man, wenn dieselbe nicht mehr über 0 Grad hinauskommt. (Nach dieser Definition ist es in Göteborg übrigens nur selten richtig Winter...)

Samstag, 20. September 2008

Eftersläntrare

Bei Kerstin Ekman lese ich diesen Satz: "De insekter som svirrade förbi i synfältet var eftersläntrare som ännu inte hittat sin död eller sin springa att övervintra i." Ich stolpere über das Wort eftersläntrare - und ich mag es auf Anhieb! In diesem Fall handelt sich also um Insekten, die herumschwirren und weil es bereits später Herbst ist, wo sie eigentlich schon tot sein sollten oder in einer Ritze zum Überwintern verkrochen, nennt man sie wohl auf Deutsch Nachzügler oder Bummelanten.

Mir gefällt besonders das Schlendern in dem schwedischen Wort, wörtlich übersetzt heißt es nämlich ungefähr Hinterdreinschlenderer.
(släntra = schlendern, bummeln, lustwandeln).

Auch Skeptiker, insbesondere in Bezug auf die neue (IT-)Technik, also Leute, die lieber auf herkömmliche Gewohnheiten setzen, werden von den Technik-Freaks gern ein bisschen abfällig als eftersläntrare bezeichnet.

Mittwoch, 17. September 2008

Havtorn

Natürlich gibt es am Meer Sand wie Sand am Meer. Und deshalb heißt der Sanddorn auf Schwedisch wohl auch havtorn, also Meerdorn. Dass er mitnichten nur an der Küste wächst, sieht man besonders gut hier in unserer Brandenburgischen Streusandbüchse, zu der ja auch Berlin gehört. Am Biesdorfer Baggersee leuchten jetzt die reifen Beeren.


Hippophaë rhamnoides

Früchte tragen übrigens nur die weiblichen Büsche, was mir sehr gefällt. ;-) Die Beeren sind äußerst vitaminreich, weshalb man in der DDR begann, Sanddorn zu kultivieren. Ich erinnere mich noch gut, dass man in den Gaststätten immer nur zwei Säfte trinken konnte: Apfelsaft oder Sanddornsaft. Orangensaft gab's nur sehr selten. Viele rümpften die Nase ob des herben, trüben Saftes. Heute ist er teuer, oft nur in Naturkostläden zu bekommen und etwas besonderes. Wir kaufen manchmal Sanddornlikör. Der ist lecker und ich mag die Keramikflasche. Der einzige Nachteil: Man weiß immer nicht, wieviel noch drin ist...